Unter gleichem
Himmel

Begegnung der Religionen

Die Komposition „Unter gleichem Himmel“ lässt Religionen und Völker auf musikalischer Ebene begegnen.
Auf der Bühne treffen sich arabische Musiker mit westlichen Chorsängern und einer Sopransolistin.

Arabisch, Lateinisch und Hebräisch hört man in der Bearbeitung von berühmten islamischen klassischen Gesängen, den beiden Messen von Franz Liszt (Benedictus) und William Byrd (Kyrielei) und hebräische Gesänge, vorgeführt von der Sopransolistin.

Die westlichen und orientalischen Musikarten laufen zusammen, gleichzeitig jedoch verliert keine von ihnen den eigenen Charakter und keine dominiert.
Die arabische Musik, die sich durch Melodik und Rhythmik auszeichnet, und die Harmonie der westlichen Musik sind gleichwertig, ohne dass die einzelne Richtung herauszuhören ist.
Es findet ein Handreichen auf der Bühne zwischen den unterschiedlichen Religionen und Kulturen statt, wobei die Eigenart erhalten bleibt, was musikalisch ausgedrückt wird.
Es ist nicht islamisch, nicht christlich, nicht jüdisch – es ist weder orientalisch, noch westlich, noch hebräisch.
Das Ergebnis ist das Gemeinsame.

Diese Komposition war ein Auftrag des Festivals Musica sacra Paderborn, 2009.

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Wochen Zeitung Düsseldorf
Von Lars Wallerang

Oratorium „Unter gleichem Himmel“: „Diese Klänge müssen berühren“
Komponist vereint in einem Oratorium Musik aus Judentum, Islam und Christentum. Mit Chor und arabischen Instrumenten wird das ungewöhnliche Konzert am Samstag aufgeführt.

Düsseldorf. Der Glaube an den einen Gott ist die Keimzelle der drei großen Monotheismen Christentum, Judentum und Islam. Alle drei gehen auf Abraham, den Stammvater der Israeliten zurück. Jetzt schuf der irakische Komponist, Sänger und Musikwissenschaftler Saad Thamir ein Oratorium, das die drei abrahamitischen Religionen auf künstlerische Art und Weise vereint.
Die Auftragskomposition mit dem schönen poetischen Namen „Unter gleichem Himmel“ der Stadt Paderborn für das Festival „Musica sacra“ entstand vor knapp drei Jahren und ist nun zum ersten Mal in Düsseldorf zu hören.
„Ich hatte nur den Auftrag, etwas Religiöses zu schreiben“, berichtet Saad Thamir im Gespräch mit der WZ. Da sei er auf die Idee gekommen, die drei großen abrahamitischen Religionen auf musikalische Weise zusammenzuführen. Das sei eine musikalisch interessante Aufgabe gewesen und berühre dazu einen politischen Dauerbrenner.

Komponist legt Wert auf eingängige Themen

Thamir selbst schwankt in seiner Auffassung von der Wirkungskraft der Kunst zwischen Zuversicht und Skepsis. „Wir haben so viele Probleme auf der Welt, da sollten zumindest die Religionen zusammenarbeiten“, lautet seine feste Überzeugung. Sein Enthusiasmus wird allerdings von den täglichen Nachrichten aus der ganzen Welt gebremst. „Es ist langwierig“, sagt er, „auf eine Versöhnung müssen wir vermutlich noch 100 Jahre warten.“
In seine Komposition sind bekannte Melodien aus den drei Religionen eingeflossen. Aus der arabischen Welt zitiert er unter anderem die zum Ramadan gesungene Melodie „Tarauih“. Jedes Kind in der islamischen Welt kenne dieses Lied, das am frühen Morgen aus jeder Moschee dringe.

Saad Thamir, geboren 1972 in Bagdad, entstammt einem kulturorientierten Elternhaus und studierte Musikwissenschaft und Klavier an der Universität seiner Heimatstadt. Im Jahr 2000 übersiedelte er nach Deutschland und lebt heute in Köln.
„Aus der christlichen Kirchenmusik habe er sich ein Thema aus Messen von William Byrd und Franz Liszt ausgesucht. Zwei jüdische Kinderlieder habe er mit einem religiösen Text unterlegt. Kennzeichnend für die islamischen Lieder seien die orientalischen Melodien mit Vierteltönen, während bei Byrd und Liszt die große westliche Polyphonie und Harmonik eine wichtige Rolle spiele.
Die Verwendung eingängiger Themen gehört zu Thamirs Wunsch, viele Menschen mit dem Werk zu erreichen. „Religion muss nah sein“, sagt der Komponist. „Ich mag musikalisch Kompliziertes sehr, doch in einer religiösen Komposition müssen die Klänge einen berühren.“

Besetzt ist das ungewöhnliche Musikwerk für Gesangsstimmen und arabische Instrumente wie irakische Kniegeige, arabische Flöte und Laute.

Eine Synthese aus arabischen und deutschen Weihnachtsliedern

Das Material, das diesem Konzertabend zu Grunde liegt, sind Weihnachtslieder beider Kulturen, deutsche und arabische. In diesen finden sich die musikalischen Merkmale in einer ganz puren Weise: als „Sahne der Kultur“, denn das Volkslied entsteht ganz eng am Kern einer Kultur. Aber seien sich zwei Kulturen auch noch so fremd – in diesem Kern können sie sich ganz nah sein! Der Komponist Saad Thamir nimmt also die Weihnachtslieder der so verschiedenen Musikkulturen als sein musikalisches Material, das er bearbeitet und zu Stücken arrangiert.
Thamir versteht es, ausgehend von seinem eigenen kompositorischen Schaffen, die deutschen und arabischen Weihnachtslieder als einen Stoff zu nutzen und es nach beiden Musiksystemen zu behandeln – dem westlichen und dem arabischen Adjnas-System. Westliche und arabische Instrumente und Improvisationen und die Sprachen Deutsch und Arabisch erklingen in dem gesamten Programm.

Die Weihnachtslieder der beiden Kulturen werden aber keinesfalls nur nebeneinanderstehen und kein Stil wird den anderen dominieren. In einem ausgewogenen Arrangement verstrickt Thamir die Melodien zu einem neuen Gewebe. Dabei wird das vorliegende Material nicht des besonderen Charakters der jeweiligen Kultur beraubt.

Es wird etwas Neues kreiert, in dem jede Zuhörerin und jeder Zuhörer – egal zu welcher Kultur sie oder er sich zugehörig fühlt – sich wiederfinden aber auch Unbekanntes entdecken kann.

Der Eintritt ist frei, um eine Spende wird gebeten!

Mitwirkende:

  1. Sieglinde Schneider – Sopran

  2. Hanaan Mahad – Alt

  3. Rita William – arabischer Gesang

  4. Eva-Marie Blumschein – Harfe

  5. Rageed William – Nai

  6. Beate Wolff – Cello

  7. Saad Thamir – Komposition, arabischer Gesang und Perkussion

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